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LEBERKREBS


Obwohl die Leberchirurgie die Hauptstütze der kurativen Behandlung bleibt, integrieren moderne Therapiekonzepte eine Vielzahl von neoadjuvanten und adjuvanten Strategien und haben somit dramatische Verbesserungen im Überleben erreicht. So sind heute ausgedehnte Tumorlasten, die traditionell als inoperabel galten, einer kurativen Behandlung durch systemische Konversions-Chemotherapien zugänglich, gefolgt von personalisierten Ansätzen, wie an den spezifischen Tumor angepasste Präzisionschirurgie, oder der Vergrösserung der gesunden Leber durch Pfortaderverschluss, sowie gestufte Operationen (ALPPS) oder Ablationsmodalitäten

Operation
Die Behandlung von Leberkrebs hat von vielen Innovationen profitiert. Jedoch ist die Leberchirurgie (Leberresektion) nach wie vor die beste Option um das langfristige Überleben und die Heilung von verschiedenen primären und sekundären Lebertumoren zu gewährleisten, meist hepatozelluläres Karzinom (HCC), intrahepatisches Cholangiokarzinom (ICC) und perihilarem Cholangiokarzinom (PHC) sowie kolorektale Lebermetastasen (CRLM). Der Erfolg in komplexen Fällen hängt von einer optimalen Kombination verschiedener Therapieansätze in der richtigen Reihenfolge ab, um Patientinnen und Patienten entweder zu heilen oder ein langfristiges Überleben und eine zufriedenstellende Lebensqualität zu ermöglichen.

Im Gegensatz zu allen anderen soliden Organen kann die Leber eine neue, voll funktionsfähige Gewebemasse (Leberregeneration) innerhalb kurzer Zeit nach einem grösseren Gewebeverlust (durch eine Operation), wieder aufbauen. Diese Fähigkeit ist die Grundlage für die Durchführbarkeit von grossen Hepatektomien (Leberresektionen), bei denen bis zu 80 % des Lebergewebes bei Patientinnen und Patienten entfernt werden. Die Haupthindernisse der frühen Leberchirurgie waren vor allem die unkontrollierte Blutung während der Resektion und ein unzureichendes Lebervolumen oder eine unzureichende Leberfunktion. Die Anwendung einer Anästhesie mit niedrigem zentralem Venendruck, die Okklusion des Zuflusses (z.B. Pringle-Manöver), Verbesserungen bei den Operationstechniken und eine genaue Kenntnis der segmentalen Leberanatomie waren zentral für den Fortschritt der modernen Leberchirurgie.

Parenchymsparende Leberresektion beruht auf dem Prinzip der Erhaltung von nicht-tumorösem Lebergewebe, wie z.B. bei gewebeerhaltenden Eingriffen wie Portalvenenembolisation (PVE) oder Pfortaderligatur (PVL). Der Grundgedanke hinter diesem weniger invasiven Ansatz ist eine vermutete höhere Verträglichkeit der Leberchirurgie und ein geringeres Risiko eines postoperativen Leberversagens (Leberinsuffizienz). Ein weiterer Vorteil ist die potenziell höhere Durchführbarkeit einer erneuten Leberoperation im Falle eines Tumorrezidivs.

Heute sind die Leberchirurgischen Strategien auf spezifische Tumorszenarien zugeschnitten. Die meisten Lebertumorentfernungen können durch einen einzigen chirurgischen Eingriff erreicht werden, wobei manchmal eine umfangreiche Resektion, der eine perkutane Portalvenenembolisation (PVE) vorausgeht.

Referenz: Modern therapeutic approaches for the treatment of malignant liver tumours.

Ist die Operation nicht in einem einzigen Eingriff möglich, so steht mit ALPPS (Associating Liver Partition with Portal vein ligation for Staged hepatectomy) die neueste Modifikation der Techniken für von initial inoperablen Lebertumoren, zur Verfügung. Die zweizeitige Hepatektomie wurde entwickelt, um die Resektion von fortgeschrittenen Lebertumoren oder Lebermetastasen in zwei Schritten zu ermöglichen, die indem sie die Regenerationsfähigkeit der menschlichen Leber nutzt.

Laparoskopische Leberchirurgie
Auch in der Leberchirurgie werden viele Resektionen heute mit minimal-invasiven Methoden, also mit nur einzelnen kleinen Hautschnitten (sogenannte Schlüssellochtechnik oder Laparoskopie) durchgeführt. Die Operation ist meist kürzer, der Blutverlust ist in der Regel geringer und Patientinnen und Patienten können oft früher nach Hause gehen. Die laparoskopische Leberresektion hat sich zu einem Behandlungsstandard entwickelt, wobei Daten auf gleichwertige onkologische Ergebnisse und eine bessere postoperative Erholung im Vergleich zur offenen Leberresektion hindeuten. Allerdings hat die laparoskopische Leberresektion auch Einschränkungen, die bei der Operationsplanung berücksichtigt werden.

Höchste Präzision durch Roboter-assistierte Leberchirurgie (da Vinci ®)
Ein weiteres minimal-invasives Verfahren, ist die Roboter-assistierte Leberchirurgie (da Vinci). Sie nutzt wie die klassische Laparoskopie kleine Zugänge, über die Kamera und Instrumente eingebracht werden. Beim da Vinci Operationssystem sitzt der Chirurg an einer Steuerkonsole, von der aus er über das Videosystem eine Full-HD-3D-Sicht bekommt und die vier Arme des Roboters führt. Die Stärken des da Vinci Operationssystems liegen in der exakten Darstellung der anatomischen Strukturen und der extremen Beweglichkeit der Roboterinstrumente, die es ermöglichen, dass Tumore der Leber hochpräzise entfernt werden können. Der da Vinci-Operationsroboter ermöglicht es dem Chirurgen, trotz kleinster Schnitte auch sehr komplexe Operationen durchzuführen, bei denen die klassische Laparoskopie an ihre Grenzen stösst.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Eine einzelne medizinische Disziplin ist in der modernen Behandlung komplexer Lebererkrankungen nicht ausreichend. Daher arbeiten wir mit Spezialistinnen und Spezialisten aus den Fachbereichen der Hepatologie, Gastroenterologie, Chirurgie, Radiologie, Pathologie und anderer medizinischer Disziplinen eng koordiniert zusammen, um für Ihre Erkrankung die optimale Therapie festzulegen.

Nachsorge
Nach abgeschlossener Behandlung sind regelmässige Nachsorgeuntersuchungen bei Leberkrebs wichtig. Die Nachsorgetermine richten sich unter anderem auch nach dem Ursprungstumor. Sie beinhalten zum Beispiel eine gründliche körperliche Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs oder eine Computertomographie sowie gegebenenfalls verschiedene Blutuntersuchungen.

Prof. Dr. med. Pierre-Alain Clavien

Persönliche Assistentin:
Frau Josephine Armstrong

Telefon: +41 (0) 43 268 28 80